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Forum » Offenes Forum (Zugriff: alle) » Kinosaal der Jasta99 » MvR in Arte 1.3.2016
MvR in Arte 1.3.2016

29.02.2016 - 21:20:34

Di 01.03.2016 21:45 (arte)
Der Rote Baron - Manfred von Richthofen

Dokumentation, Deutschland 2015
Regie: Peter Moers
Manfred von Richthofen gilt als Inbegriff des guten Kriegshelden. Mit 80 Luftsiegen im Ersten Weltkrieg wurde er zum Vorbild stilisiert - seine Fairness und Ritterlichkeit rühmen NATO-Kommandeure bis heute. Doch die Legende ist falsch: Richthofen war besessen von der Menschenjagd, süchtig nach dem brennenden Abschuss. Geschaffen wurde die Mär vom 'guten Ritter der Lüfte' im Ersten Weltkrieg, um die schlechte Moral von Truppe und Volk zu stärken. Richthofens Buch 'Der Rote Kampfflieger' wird zum Bestseller, er selbst zum Superstar des Kaisers. Sein wahres Wesen - brennender Ehrgeiz, Skrupellosigkeit und Blutrausch - werden herausretuschiert. Nur seine Mutter ahnt es und schreibt darüber in ihrem Tagebuch. 1918 wird Manfred abgeschossen. 1923 entdecken die Gegner der Weimarer Republik die Richthofen-Legende wieder, bald nimmt der letzte Kommandant des Richthofen-Geschwaders Kontakt zur Mutter auf. Sein Name: Hermann Göring. Er bewegt die Mutter zur Neuherausgabe von Manfreds Heldenbuch und verfasst selbst das pathetische Vorwort. Im Dritten Reich wird es ein Bestseller und Richthofen zum Vorbild der Flieger-Hitlerjugend und Held der Nazis. Der Historiker Joachim Castan hat erstmals und exklusiv Zugang zu den Familienarchiven der Familie sowie dem bislang unveröffentlichten Tagebuch der Mutter. Seine Entdeckungen belegen eindrucksvoll, wie das Leben Manfred von Richthofens von Kaiser und Nazis zur eigenen Mythenbildung missbraucht wurde - und wie sorglos Bundeswehr und NATO bis heute mit diesem Erbe umgehen. In aufwendigen Reenactment-Szenen werden zentrale Lebensstationen von Richthofens dargestellt.

Dauer ~55 min, bis 22:40



Salute J99*Zitzewitz
Jagdstaffel99 (XO)

Glaube mir, ich bin nicht nachtragend, aber ich vergesse nichts!

  J99*Zitzewitz
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02.03.2016 - 23:26:34

Danke für den Tipp Zitze. Deine Meinung zur Doku würde mich interessieren!
Habe übrigens das Buch des beratenden Historikers über v. Richthofen gelesen, die Inhalte waren mir also nicht neu. Trotzdem hat mich die Umsetzung interessiert. Wie kam die Sache denn nun bei euch an?

  J99*Grimbold
Bodenpersonal

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03.03.2016 - 08:02:07

Wer's verpasst hat kann sich das Ganze auch hier nochmal ansehen: http://www.arte.tv/guide/de/050294-...r-rote-baron-manfred-von-richthofen

  J99*Hardy
Bruchflieger

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03.03.2016 - 11:23:45

Das war jetzt nicht wirklich überraschend.

Richthofen war ein junger Mann, aufgewachsen im preussischen Militarismus der Kaiserzeit, geprägt vom Dünkel der adeligen Überlegenheit und der Wilhelminischen Gesellschaft. Eine Gesellschaft, die wie Ihr Kaiser manisch depressive Züge zeigte und mit grenzenloser Euphorie in den ersten Weltkrieg gestolpert ist. Erzogen in einer Kadettenanstalt waren Richthofens Werte und Überzeugungen vermutlich Meilenweit von unseren heutigen Ansichten weg.

Wie auch andere Piloten im ersten Weltkrieg wurde er durch die deutsche Propaganda von Ludendorff und Hindenburg zum Helden stilisiert und in diese Propagandamaschinerie eingespannt. Und es ist auch nicht verwunderlich, dass er (wie auch andere) von den Nationalsozialisten für deren eigene Propaganda mißbraucht wurde.

Ebenso ist nicht verwunderlich, dass die Bundeswehr, die ja verzweifelt nach Traditionen sucht, sich dieser historischen Figuren bedienen. Wo soll denn das Militär seine Helden und Vorbilder suchen, wenn nicht bei den Kriegshelden verganener Zeiten.

Da finden oder fanden sich bei der Bundeswehr noch ganz andere Namen wie z.B. Werner Mölders, Luftwaffenpilot im spanischen Bürgerkrieg und 2. Weltkrieg mit Nähe zum Nazi Regime, nach dem die Bundesmarine lange Jahre einen ihrer Zerstörer benannt hatte. Oder Erich Hartmann, mit 352 Abschüssen an der Ostfront, der erfolgreichste Jagdflieger überhaupt, der mithalf die Luftwaffe der Bundeswehr mit aufzubauen.

Heute hat die Bundeswehr 4 Geschwader/Gruppen, welche über einen "Traditionsnamen" verfügen:
- Taktisches Luftwaffengeschwader 31 "Boelcke" mit der taktischen Luftwaffengruppe "Richthofen"
- Taktisches Luftwaffengeschwader 51 "Immelmann"
- Taktisches Luftwaffengeschwader 73 "Steinhoff"

Mit Boelcke und Immelmann sind zwei weitere vom Kaiserreich (und auch von den Nazis) zu Helden stilisierte Helden aus dem ersten Weltkrieg Namensgeber von Bundeswehreinheiten. Johannes Steinhoff war Inspekteur der Luftwaffe der Bundeswehr und auch ehemaliger Luftwaffenpilot der Wehrmacht.

Natürlich können und sollten wir das aus heutiger Sicht alles kritisch betrachten. Allerdings sollten wir darüber nicht vergessen, das diese jungen Männer aus einer komplett anders geprägten Gesellschaft kamen, die wir heute nur schwer nachvollziehen können, von den damaligen (und späteren) Machthabern zu Propagandazwecken benutzt wurden und zu guter letzt Soldaten in einem Krieg waren.

Und zur Abschlussbemerkung des Films: Ich glaube das Udet der bessere Pilot war...

  J99*Hardy
Bruchflieger

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